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Back 06.09.2011   Reutlinger Generalanzeiger

Mit unaufdringlicher Virtuosität
KONZERT - Salagon Quartett spielt in der Mössinger Peter-und-Paulskirche Werke aus Klassik und Romantik

HANS-JÖRG LUND
MÖSSINGEN.
"Das Ensemble begeisterte auf Anhieb durch eine unprätentiös dargebotene Nähe zu dem mit Bedacht zusammengestellten Programm mit zwei spätklassischen und einem romantischen Werk. Es wurde mit hellwachem Wohlbehagen musiziert. Dass König Friedrich Wilhelm II. von Preußen das von ihm bei Mozart in Auftrag gegebene D-Dur-Streichquartett als Cellist bewältigte, lässt an seine Kollegen denken: In Erinnerung bleibt Altkanzler Helmut Schmidt als Pianist mit der Einspielung von J. S. Bachs Konzert für 4 Klaviere und Streicher. Gesine Queyras verlieh Mozarts durchaus virtuoser Cellopartie mitreißenden Gestus und Glanz, wahrte aber dennoch die integrale Struktur des Werkes.

Was macht das Besondere einer Veranstaltung mit solch illustren Gästen aus? Ist es der durch zeitgenössische Instrumentierung mit Darmsaiten gewonnene Farbenreichtum, die unaufdringliche Virtuosität, die ebenso transparente wie sorgsam austarierte Phrasierung, die sensible klangliche und dynamische Balance oder die profiliert dargestellten Affekte, die mutigen Pianissimi, um nur einige Komponenten zu nennen? Allen Details übergeordnet bestach jedenfalls die interaktive Musizierfreude, die zu einer begeisternden Mitteilung führte.

Atemberaubender Schwung

Im Finale (Presto) von Haydns D-Dur-Quartett, das als eine ganz andere Welt gegenüber Mozart vermittelt wurde, hätte der so dargebotene Schlusssatz auch überschrieben sein können: »So schnell, wie es noch Vergnügen macht, mit atemberaubendem Schwung«. Daneben überzeugten im Largosatz dieses Werkes choralartig homophone, mystische Gesänge durch quasi endlosen Bogen nicht weniger. Franz Schuberts a-Moll-Quartett, das seinen Namen Rosamunde einem Zitat aus Schuberts gleichnamiger Oper verdankt, eröffnete demgegenüber einen anderen Kosmos mit himmlischen Längen und harmonischen Wagnissen. Trotz der melancholischen Grundstimmung und mitunter dramatischen Ausbrüchen, sowie fahl geisterhaften Passagen zeigte sich das Quartett auf eine andere Art auch hier bodenständig geerdet in dichter Kommunikation.

Das zahlreich erschienene Publikum, darunter auch einige auswärtige Streichquartett-Profis, applaudierte sichtlich berührt und lang anhaltend." (GEA)

Hans-Jörg Lund

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