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06.09.2011 Südwest Presse
Salve, Salagon! Geistesgegenwärtig aufmerksam die Übergänge, mit lebendig packend gestalteter Agogik, dabei das Grundtempo sicher im Blick, durften sich dem Anspruch der Gattung gemäß die Stimmen nahezu gleichberechtigt entfalten, bei solistischen Passagen ist stets der dichte Gesamtklang des Quartetts präsent. Beabsichtigte Brüche in der Komposition werden zu Reflexionszentren, drängen weiter zum nächsten Gedanken, der dadurch umso intensiver erlebt wird. So die Melodieführung der zweiten Geige (Lisa Immer) oder die kleine, organisch wachsende Stretta am Ende des ersten Satzes mit sensibel synchron ausgehorchtem Duett von Viola (Sebastian Wohlfarth) und Cello. Das in derselben Tonart stehende Quartett von Joseph Haydn, acht Jahre nach Mozarts Werk komponiert, erhielt ob seines Presto-Finales mit spritzigen Auftakt-Verzierungen, folkloristisch angehauchter Melodik, Beethovenschen Ausbrüchen und virtuoser Dramatik gesteigerten Applaus. Kurz vor der Konzertpause das Extra-Bonbon: unvermittelt ein Takt weiche Legato-Artikulation zwischen wirbelndem Furor.Mit Schuberts Rosamunde-Quartett, 27 Jahre nach dem Haydn-Quartett entstanden, öffnete Salagon, das sich nach einem südfranzösischen Kloster und Festivalort benannt hat, die Tür zu romantischer Exegese der noch erstaunlich spätklassischen Formensprache. Über lange Strecken fein dosiert aufgebaute Spannungsbögen, nervöse Entladung nach vermindertem Septakkord, psychologisch differenzierte Charakterveränderungen der Episoden, bedeutsames Ausleuchten jedes Melodietons, rätselhaft rhythmisierter Beginn des (eigentlich schon etwas obsoleten) Menuetts, filigranes Fugato und Mondlicht-Harmonik im letzten Satz ließen die Zeit stillstehen. So waren zweieinhalb Stunden vergangen, als nach begeistertem Beifall Haydns Largo als Nachtgebet-Zugabe verklang. Alfred Gloger |
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