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Concert Reviews

CD Reviews
Back 08.10.2012  Schwetzinger Zeitung

Gespür für Ton und Geist

Wie eloquent und mitreißend ein Streichquartett sein kann, war beim Konzert des Salagon Quartetts in der Schlosskapelle beispielhaft zu erleben. Im Zuge der Belebung historischer Aufführungspraxis mit adäquaten Instrumenten stand dieser Mozartfest-Programmpunkt im Zeichen der Musik des 18. Jahrhunderts. Mit den Streichquartetten von Joseph Martin Kraus, Joseph Haydn und W. A. Mozart gab das Ensemble einen repräsentativen Einblick in seine stilistische Bandbreite.
Dessen eigene interpretatorische Handschrift konnte man schon am Streichquartett G-Dur op. 1/6 von Joseph Martin Kraus erkennen. Erstaunlich, welcher Sog, welche emotionale Kraft von dieser Musik ausging! Den Vergleich mit Mozart muss der hochbegabte Komponist Kraus nicht fürchten, denn sein Streichquartett gehört zum Besten, was er komponiert hat. Mit einem untrüglichen Gespür für Ton und Geist der Partitur hauchten Christine Busch und Lisa Immer (Violine), Sebastian Wohlfahrt (Viola) und Gesine Queyras (Cello) der Komposition Leben ein. Atemberaubend strotzten die sehnsüchtig schönen Melodienbögen vor jugendlichem Elan. Die transparente Artikulation war stets ausgeleuchtet und unglaublich nuanciert.

Besondere Rolle des Cellos
Viel Sinn für analytische Transparenz offenbarte das Ensemble auch mit Haydns letztem Streichquartett in d-Moll. Nur zwei Sätze hat der Komponist hier fertiggestellt, sein Verleger veröffentlichte es als "Schwanenlied". Der melancholischen Grundstimmung des altersweisen Komponisten setzten die vier Musiker dessen Experimentierfreudigkeit entgegen. Die weich geführte Mittel- und Bassstimme wurde von den Triolen der ersten Geige aufgehellt, so dass die Klangfarben ausgewogen zur Geltung kamen.
Zwischen Haydn und dem jüngeren Mozart fand vor allem auf dem Gebiet des Streichquartetts ein beiderseitiger Austausch von Ideen statt. Mithilfe genauer Beobachtung des Meisters bahnte Mozart sich seinen eigenen Weg, wie es am F-Dur-Streichquartett Nr. 23 zu hören war.
Obwohl es eine Auftragskomposition des cellospielenden Königs Friedrich Wilhelm ist und unter großem seelischen Druck komponiert wurde, klang es unter den Händen der vier Streicher leicht und unbekümmert. Besonders dem Menuett war anzumerken, dass Mozart seinen Auftraggeber zwischendurch vergessen hat. Voller Dynamik, anmutig heiter und verspielt interpretierte es das Salagon Quartett. Dabei kam dem Cello eine besondere Rolle zu, es war sowohl Bassfundament als auch Melodieträger. Gesine Queyras nimmt sich dieser Aufgabe gestaltungssicher an, in das makellos phrasierende Musizieren vibrieren fröhlich die Geigen, deren Klänge die Bratsche verdichtet. Der schöne Gesamtklang wird lange nachhallen.

Maria Herlo
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