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Ein Ton von innerer Wärme

 Sa, 18. März 2017 Badische Zeitung

Mit einem Gastspiel des Quartett Salagon endete die Saison 2016/17 der Abo-Konzertreihe in der Müllheimer Martinskirche. Es ist Spitzenklasse, was das Publikum hier Jahr für Jahr geboten bekommt, und das wird auch geschätzt, wie die rund 200 begeisterten Zuhörerinnen und Zuhörer nach dem Quartettabend zeigten.

Das Salagon-Quartett begann mit op. 20 Nr. 4 von Joseph Haydn, dem wichtigsten Impulsgeber für die Gattung Streichquartett in der Musikgeschichte. Inspirierend die Sitzordnung: Cello und zweite Violine hatten die sonst üblichen Plätze getauscht. Vom ersten Ton an herrscht beim Salagon-Quartett eine hellwache Konzentration, ja Spannung, die sich in einem transparenten, klar konturierten Klang niederschlägt, in dem kein Ton verloren geht, jedes Motiv, jede Geste sorgsam in das Gesamtgeflecht der Stimmen eingepasst ist. Die disputierende Seite, der Austausch der "Argumente", das Hin- und Herwenden der "Standpunkte" werden unter dem Bogenstrich der Salagon-Mitglieder zu herrlicher Musik mit intellektuellem Tiefgang. Ihr Ton ist lupenrein, fast vibratolos, glatt poliert und doch von einer inneren Wärme.

Alles ist der Schönheit und Deutlichkeit der Entwicklung im musikalischen Geschehen untergeordnet und auch bei heftigen Temperamentsausbrüchen wie im Allegro animato in Camille Saint-Saëns’ op. 153, die wie ein Sturmwind durch alle Stimmen fegen, dem Primat der souveränen Selbstbeherrschung unterworfen. Und doch gab es kleine Abweichungen vom "demokratischen" Prinzip des Quartetts: Primgeigerin Christine Busch brillierte im langsamen Satz des Haydn-Quartetts, wo die erste Geige mehrere kadenzartige Sologänge unternimmt, mit atemberaubender Virtuosität, die Haydn aber jeweils nach wenigen Takten wieder ins Gesamtgeschehen zurückführt. Mit Schuberts op. 29 "Rosamunde" kam noch einmal die Blütezeit der Quartett-Gattung zu Wort. Das Werk mit seiner selbst in den Dur-Passagen latent vorhandenen Melancholie beeindruckte in der Version des Salagon-Quartetts durch einen enormen Farbenreichtum. In der fast hypnotisch anmutenden Wellenbewegung der zweiten Violine im Kopfsatz zitiert Schubert sein "Gretchen am Spinnrade", im dritten Satz klingt ein Ländlermotiv an, aber alles ist überlagert von einer omnipräsenten Schwermut. Wieder einmal ein großer Moment im Müllheimer Konzertleben und ein viel versprechender Ausblick auf die nächste Saison.
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